Warum sind bio produkte teurer

Gundana

“Bio” hat seinen Preis. In diesem Zusammenhang muss man aber auch die Frage stellen, ob billige Lebensmittel auf Kosten der Natur hergestellt werden. Der höhere Preis lohnt sich aus folgenden Gründen.

Bio-Landwirtschaft ist arbeitsintensiver

Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern verzichten auf chemisch-synthetische Dünge- und Pflanzenschutzmittel. Sie halten stattdessen ihre Pflanzen zum Beispiel durch mechanische Maßnahmen frei von Unkraut und Schädlingen. Diese umweltschonende Anbaumethode bedeutet einen weitaus höheren Arbeitsaufwand, lässt die Ernten jedoch oft nicht so üppig ausfallen wie im konventionellen Landbau.

Fruchtfolge

In regelmäßigen Abständen muss der Bio-Betrieb etwa ein Drittel seiner bewirtschafteten Fläche für den Anbau solcher Pflanzen reservieren, die dem Boden helfen, sich zu erholen und für künftige Anbauphasen Stickstoff anzusammeln. Viele Arten dieser so genannten Leguminosen, wie Klee, Lupinen und Ackerbohnen, eignen sich nur als Futterpflanzen oder zur Gründüngung. Somit stehen diese Flächen nicht für den Anbau von Marktfrüchten zur Verfügung.

Tierhaltung

Tierhaltung nach ökologischen Gesichtspunkten konzentriert sich auf die Erzeugung von Lebensmitteln hoher Qualität und nicht auf Höchstleistungen der Tiere. Die Tiere werden artgerecht gehalten und mit Futter aus ökologischer Erzeugung bedarfsgerecht ernährt. Sie bekommen Futter in der Art und Menge, wie es dem jeweiligen Entwicklungsstadium des Tieres entspricht. Dadurch verlängern sich die Mastzeiten, und die Bio-Bäuerinnen und -Bauern erzeugen – bezogen auf die Fläche – weniger Fleisch, Milch oder Eier als ihre konventionell arbeitenden Kolleginnen und Kollegen.

Für Öko-Lebensmittel müssen Kunden in der Regel tiefer in die Tasche greifen als für konventionell erzeugte Lebensmittel. Der höhere Preis kommt zustande, da der Aufwand ihrer Erzeugung, Verarbeitung und Verteilung größer ist. Vergleicht man die Preise von Öko-Lebensmitteln aber mit den Preisen von konventionellen Premium-Marken, dann ergeben sich bereits geringere Unterschiede. Und: Während Produkte aus konventioneller Landwirtschaft negative externe Umwelt-Kosten verursachen, kosten Öko-Lebensmittel an der Ladenkasse mehr, die Bio-Preise sprechen allerdings die ökologische Wahrheit.

Öko-Lebensmittel geben den ‘tatsächlichen’ Preis wieder

Bei der Bewertung der unterschiedlichen Preisniveaus konventioneller und ökologischer Lebensmittel sollten immer die sogenannten ‚externen Kosten‘ zu berücksichtigt werden. Diese entstehen durch negative Auswirkungen der schädlicher landwirtschaftlichen Praktiken auf die Umwelt, das Klima oder die Gesundheit. So werden etwa die Folgekosten der Nitrat- und Pestizidverschmutzung von Gewässern und Trinkwasser an den Steuerzahler und den Wasserkunden weitergegeben – die vermeintlich billigen Produkte würden also deutlich teurer, wenn die externen Kosten einkalkuliert werden müssten und die Preise somit die Wahrheit sprechen würden [1].

Bio-Betriebe wirtschaften umwelt-, klima- und tierfreundlich, fast ohne negative externen Effekte. Darüber hinaus erbringen Bio-Betriebe positive Leistungen, z. B. stärken die Öko-Landwirte die Artenvielfalt [2; 3] und binden in ihren Humusböden schädliches Klimagas. Bewertet man die ökologisch erzeugten Produktion geldlich, wird die Differenz beim Erzeugerpreis deutlich geringer, beim Schweinefleisch etwa halbiert [4]. Müssten also die Umweltkosten von den Verursachern getragen werden, also denen, die etwa Grundwasser verschmutzen oder Böden schädigen, dann wäre der Preisabstand zwischen Bio und Konventionell geringer.

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Öko-Landwirtschaft ist arbeitsintensiver

Der Mehrpreis von Öko-Produkten gegenüber dem Durchschnitt konventioneller Produkte ist u. a. dadurch bedingt, dass höhere Produktionskosten durch arbeitsaufwändigere Verfahren und die Anforderungen einer tiergerechten und umweltschonenden Tierhaltung entstehen. Gleichzeitig sind die Erträge pro Hektar Land bzw. z. B. die Milchleistung pro Kuh, geringer – zumal ein Teil der Flächen nicht dem Anbau von Verkaufsfrüchten dient, sondern bspw. Leguminosen zur Stickstoffgewinnung angebaut werden, damit der Boden fruchtbar bleibt und die Pflanzen ökologisch ernährt werden können. Darüber hinaus erfordern der ökologischen Pflanzenbaus und die Bio-Tierhaltung meist ein höheres fachspezifisches Know-how als in der konventionellen Landwirtschaft [5; 6] und mehr Arbeitskräfte.

Öko-Verarbeitung ist anspruchsvoller

In der Ökologischen Lebensmittelwirtschaft ist nur ein geringer Anteil der in der konventionellen Lebensmittelverarbeitung eingesetzten Zusatzstoffe erlaubt und es werden schonende Verfahren eingesetzt [6]. Die Verarbeitung zu qualitativ besonders hochwertigen Öko-Produkten verlangt deshalb ein hohes handwerkliches Können – und ist sowohl zeit- als auch kostenintensiv. In dem eher klein strukturierten Öko-Verarbeitungssektor und bei relativ geringen Verarbeitungsmengen sind die Stückkosten pro Einheit höher als in der industriellen Produktion.

Öko-Handel ist kleinteiliger und setzt geringere Mengen um

Rund ein Drittel aller Öko-Produkte wird in Naturkostläden und Reformhäusern verkauft [7]. Diese Geschäfte zeichnen sich gegenüber dem normalen Lebensmitteleinzelhandel durch 100 % Bio-Sortiment aus und bieten den Kunden intensiven Service und Beratung. Außerdem ist die Belieferung kleiner Fachgeschäfte mit zusätzlichen Kosten verbunden. Diese Faktoren machen sich im Preis bemerkbar. Da der Umsatz von Öko-Lebensmitteln insgesamt noch vergleichsweise gering ist, sind die Logistik- und Absatzkosten der Produkte höher als bei konventionellen Produkten und erfordern deshalb Preisaufschläge [8].

Öko-Produkte werden streng kontrolliert

Im Preis von Öko-Produkten sind auch die Kosten für die Kontrolle auf Einhaltung der speziellen Qualitätsrichtlinien und Anbau- bzw. Verarbeitungsvorschriften enthalten. Öko-Lebensmittel werden auf ihrem Weg vom Acker bis ins Ladenregal auf die Einhaltung der Richtlinien der EU-Öko-Verordnung sowie ggf. der Öko-Verbände überprüft. Um sicherzustellen, dass ökologisch gekennzeichnete Lebensmittel nicht mit konventionellen Produkten verwechselt werden können, werden unverpackte heimische sowie importierte Öko-Produkte getrennt von konventionellen Produkten gelagert, verarbeitet und transportiert [6].

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Sinkende Preise und Marktdifferenzierung

Die aktuellen Entwicklungen auf dem Öko-Markt sorgen für sinkende Preise bei Öko-Produkten. Da der Absatz durch den Verkauf in Discountern und die zunehmende Zahl von Bio-Supermärkten steigt, können vor allem im Handel Kosten gespart werden. Gleichzeitig führt diese Entwicklung auch zu einer Qualitäts- und Preisdifferenzierung bei Öko-Lebensmitteln. Dennoch werden die Kunden für Öko-Produkte an der Kasse stets tiefer in die Tasche greifen müssen, solange es keine gesetzlichen Regeln gibt, nach denen die Verursacher die Kosten für Umwelt- oder Klimaverschmutzung zahlen müssen, die Kosten damit in die Produkte eingerechnet werden und die Preise die Wahrheit sprechen. Höhere Erzeugungs-, Verarbeitungs- und Kontrollkosten werden jedoch weiter bezahlt werden müssen. Denn Qualität hat gerade auch bei Lebensmitteln ihren Preis!

Quellen:

[1] Waibel, H. und Fleischer, G. (1998): Kosten und Nutzen des chemischen Pflanzenschutzes in der deutschen Landwirtschaft aus gesamtwirtschaftlicher Sicht. Wissenschaftsverlag Vauk Verlag KG, Kiel.

[2] Köpke, U. (2002): Umweltleistungen des ökologischen Landbaus. In: Ökologie und Landbau 122, 2/2002, S. 6–18.

[3] Dabbert, S., Häring, A. M. und Zanoli, R. (2002): Politik für den Öko-Landbau. Ulmer Verlag, Stuttgart.

[4] Korbun, T. et al. (2004): Was kostet ein Schnitzel wirklich? Ökologisch-ökonomischer Vergleich der konventionellen Produktion von Schweinefleisch in Deutschland. Schriftenreihe des IÖW, 171/04, Berlin.

[5] Neuerburg, W. und Padel, S. (1992): Organisch-biologischer Landbau in der Praxis. BLV Verlagsgesellschaft mbH, München.

[6] EG-Öko-Basisverordnung (EG) Nr. 834/2007 und Folgerecht.

[7] AMI (2010): Ökomarkt-Service. Ausgabe 08/2010 vom 25.02.2010.

[8] Goessler, R. (Hrsg.) (2004): Strukturen der Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln in Deutschland. Band 53, ZMP – Zentrale Markt- und Preisberichtstelle GmbH, Bonn.

 

 

Verantwortung

“Jedes Mal, wenn Sie Geld ausgeben, geben Sie eine Stimme für die Welt ab, in der Sie leben möchten!”­ – Anna Lappé

Ein großartiger Gedanke! Wir können mit unserem Einkauf eine Stimme abgeben. Oder anders gesagt: Jeder Euro, den wir heute ausgeben, beeinflusst, wie unsere Welt morgen aussieht.

Ökologisch muss nicht teuer sein!

Wenn Sie Ihren Lebensmitteleinkauf machen, können Sie auf saisonale Angebote achten und Ihren Fleischkonsum minimieren. Im Durchschnitt geben die Menschen im Westen nur einen geringen Teil ihres Einkommens für Lebensmittel aus – der Anteil sank in den letzten 50 Jahren kontinuierlich. Auch durch selbstzubereitetes Essen können Sie sehr viel Geld einsparen. Wenn sich mehr Menschen ökologisch ernähren, würde eine größere Menge von ökologischen Lebensmitteln produziert werden, was zu Skaleneffekten führe. Dies ist bereits mit ökologischen Molkereiprodukten geschehen, die im Vergleich nicht sehr viel teurer sind.

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Sind die teuer?

Wenn der Markt den geringstmöglichen Preis anstrebt, geschieht dies immer auf Kosten der Menschen, der Tiere, der Umwelt und der natürlichen Ressourcen. Bio-Lebensmittel sind demnach nicht teurer als andere, sondern sie haben einen angemessenen Preis dafür, dass ihre Herstellung nicht auf Kosten der Menschen, der Tiere, der Umwelt und der natürlichen Ressourcen erfolgt. Hier ein paar Beispiele:

  • Eine Bio-Tomate ist im Boden verwurzelt und hat genügend Zeit, um ihre Farbe und ihren Geschmack zu entwickeln.
  • Zudem sind bio-Landwirte keinen schädlichen Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt.
  • Tiere werden artgerecht gehalten, sie haben größere Ställe und mehr Platz, um sich entsprechend ihres natürlichen Verhaltens zu bewegen.

All das beeinflusst den Preis: So werden mehr Arbeitskräfte benötigt, wenn keine Chemikalien eingesetzt werden. Darüber hinaus wird die ökologische Landwirtschaft oft in einem kleinen Umfang ausgeübt. Dies führt zu höheren Produktionskosten, besonders bei den verarbeiteten Lebensmitteln, weil bei der ökologischen Landwirtschaft die Skaleneffekte fehlen. 

… Oder sind andere zu günstig?

In der industriellen Lebensmittelherstellung werden die Kosten häufig externalisiert. Das bedeutet, dass die Schäden an der Umwelt und der Gesellschaft letztendlich von der ganzen Gemeinschaft und durch zukünftige Generationen bezahlt werden. Günstiges Fleisch vom Discounter erscheint wie ein großartiges Geschäft, aber es verursacht der Gesellschaft große Kosten. Diese Kosten kommen wieder auf den Verbraucher zu, zum Beispiel durch lokale Steuern für Trinkwasseraufbereitungsanlagen. Umweltverschmutzung, Bodendegeneration, Erosion, Armut, Ausbeutung, soziale Spaltung, Verlust an Biodiversität: Wenn wir all diese Faktoren im Nachhinein wieder herstellen wollen, kostet das Milliarden. Warum sorgen wir uns nicht gleich nachhaltig darum?

True Cost of Food – Die wahren Kosten für Lebensmittel

Um zu zeigen, wie günstig oder teuer Bio-Lebensmittel wirklich sind, haben wir die Kampagne „Die wahren Kosten der Lebensmittel“ gestartet und die versteckten Kosten für die Lebensmittelproduktion und die Gesellschaft kalkuliert. Um Ihnen das aufzuzeigen haben wir unsere Nachhaltigkeitsblume weiterentwickelt. Sie beschreibt nun die sechs Dimensionen: Klima, Boden, Wasser, Biodiversität, soziale Kohärenz und Gesundheit. Unsere Kampagne „Die wahren Kosten der Lebensmittel“ wurde 2016 ins Leben gerufen und ist die erste dieser Art weltweit. Weitere Informationen finden Sie hier.

 

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